Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist das kommunale Finanzsystem im Umbruch, seit der Bund im Jahre 2008 durch ein entsprechendes Gesetz den Weg für eine „doppelte Buchführung“ in den Stadtkämmereien freigemacht hat. Im Kern hat es das Ziel, ähnlich wie in der Privatwirtschaft, für jede Leistung der öffentlichen Hand, die Kosten und mögliche Erträge transparent zu erfassen. Dieser eingeleitete Wandel ist aber nicht allein für einen kleinen Kreis von Finanzexperten in den Gemeinden von Bedeutung, sondern auch für das SHK-Handwerk. Denn: Da insbesondere die Energiekosten im Haushaltsplan jeder Kommune eine große Rolle spielen, ist eine exakte Erfassung der Verbräuche in jeder einzelnen Liegenschaft notwendig. Außerdem kann diese Datenbasis auch energetisches Sanierungspotenzial mit kurzen Amortisationszeiten aufzeigen. Beispielhaft dafür ist das Projekt einer niedersächsischen Kleinstadt.

Ein typisches Bild tausender Kleinstädte in Deutschland ist: Den Einnahmen durch eine starke heimische Wirtschaft und aus den Nah- erholungsangeboten stehen steigende Ausgaben für Bildung und Soziales gegenüber. Ein gravierender, in aller Regel aber versteckter Kostenfaktor sind dabei die stetig steigenden Energieaufwendungen. Ein erheblicher Teil entfällt davon auf die städtischen Liegenschaften. Doch welcher Teil? Damit Energiekosten nach dem Prinzip der Kosten- und Leistungsrechnung klar zuzuordnen sind, gehen immer mehr Städte dazu über, Energieverbräuche nicht nur pro Gebäude zu erfassen, sondern sogar auf die Stunde genau herunterzubrechen. Ein Trend, der durch die Neuordnung der kommunalen Finanzsysteme deutschlandweit einen Boom bei der Installation von Verbrauchsmesstechnik erwarten lässt.

Nahwärme für Gebäude mit gemischter Nutzung

Als erstes Projekt dieser Art hat eine 36.000 Seelengemeinde vor den Toren Hannovers ein Nahwärmenetz mit Wärmezählern ausgestattet. Das Herz der Nahwärmeversorgung bildet dabei die Heizzentrale einer Schule. Energieträger ist Erdgas. Von dort aus verläuft das etwa 200 Meter lange Nahwärmenetz zu vier weiteren Gebäuden in direkter Nachbarschaft, die mit Energie für die Raumbeheizung und Warmwasserbereitung versorgt werden: eine Turnhalle, ein Feuerwehrgerätehaus mit Nebenräumen, eine Kindertagesstätte und ein Jugendzentrum.

Die Nutzungszeiten und -arten der Gebäude unterscheiden sich natürlich gravierend. Um gemäß den neuen Vorgaben der kommunalen Haushaltsführung zu einer exakten Kostenzuordnung zu gelangen, wurde in jedem Gebäude in der Nahwärmezuleitung ein Wärmezähler eingebaut. Denn die bis dato allgemein übliche, „einfache“ Umrechnung der Energiekosten nach Gebäudefläche entsprach nicht den tatsächlichen Verbrauchsanteilen. Hinzu kommt, dass die Gebäude nicht ausschließlich von den städtischen Trägern genutzt werden. Die Turnhalle der Grundschule ist beispielsweise nachmittags durch Sportvereine belegt. Um den Vereinen den Energieverbrauch fair in Rechnung stellen zu können, wurde demnach sogar eine stündliche Protokollierung der Verbrauchsdaten benötigt.
Dazu zählt natürlich auch eine entsprechende Erfassung der Warmwassermengen, denn durch die Schule werden die Duschen praktisch nicht genutzt, dafür aber von den Sportvereinen umso intensiver.

Wärmezähler nach dem Wirtschaftlichkeitsgebot

Dem „Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit“ der Bundeshaushaltsordnung folgend suchte die Gemeinde nach einem geeigneten Zählerkonzept, das geringe Installations- und Betriebskosten aufweist. Dazu zählt ebenso der personelle Aufwand, die Zähler abzulesen und die Daten auszuwerten. Als Ergebnis dieser Überlegungen wurden Wärmemengenzähler „Ultramess® S2 Split“ von WDV-Molliné eingebaut. Denn Ultraschallzähler sind zum einen langlebiger, da sie ohne bewegliche Teile messen. Ein zweiter Vorteil ist, dass sie dadurch auch unempfindlich gegen Verschmutzungen im Heizungswasser sind. Bei alten Rohrleitungen lösen sich oft Schwebeteilchen aus, die mechanische Zähler hingegen beschädigen können.

Außerdem konnten jetzt alle Wärmezähler mit den Funkmodulen „walk-by Sysmess® S1“ ausgestattet werden. Die Module basieren auf der „wireless M-Bus“-Technologie und ermöglichen die schnelle, sichere und wirtschaftliche Fernauslesung. Dazu geht der Hausmeister der Schule am Anfang jeden Monats mit einem herkömmlichen Endgerät mit USB-Anschluss über den Schulhof und liest per Funkübertragung die Zählerstände aus. Das dauert nur wenige Minuten. Dafür hat WDV-Molliné eine sehr einfach zu handhabende Software zur Verfügung gestellt. Die Datenpakte beinhalten die Verbrauchswerte pro Tag und Stunde. Die Daten im CSV-Format lassen sich einfach in eine Excel-Datei importieren und können so beispielsweise die Verbrauchskosten der Turnhalle den Nutzungszeiten der einzelnen Sportvereine zuordnen.

Energiemonitoring inklusive

Allerdings geht die niedersächsische Kommune noch einen Schritt weiter. Über die exakte Zuordnung der Verbrauchskosten hinaus wird mit diesem Zählerkonzept Stück für Stück ein Energiemonitoring aufgebaut. Es liefert einerseits wichtige Anhaltspunkte, wo eine energetische Sanierung den besten Return on Investment aufweist. Darüber hinaus können die Verantwortlichen der Stadt ebenso wie die Bürger die Wirtschaftlichkeit von energetischen Maßnahmen nachvollziehen.

Auch dieser Ansatz wird ganz konkret am Fallbeispiel dieses Nahwärmenetzes deutlich: Außer in den angeschlossenen Gebäuden wurde in der Hauptleitung der Heiztechnikzentrale ein Ultraschall-Wärmemengenzähler installiert. So werden die Leitungsverluste des Nahwärmenetzes erfasst, und sollte die Rohrdämmung ihre Wirkung wegen Durchfeuchtung verlieren, lassen sich durch direktes Handeln kostspielige Energieverluste schon im Ansatz stoppen.

Weitere Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf der Basis realer Verbrauchswerte ergeben sich aus dem vergleichenden Energieverbrauch unterschiedlicher Objekte. Wird der jeweilige energetische Status bei der Gebäudedämmung, den Fenstern und der Heiztechnik mit berücksichtigt, ist schnell zu erkennen, wo als erstes investiert werden muss und welche Sanierungsmaßnahmen die größten Einsparungen erwarten lassen. Eine Gegenüberstellung verlässlicher Verbrauchswerte vor und nach Sanierung ist zudem ein ideales Controlling-Instrument.

Fazit

In den deutschlandweit rund 300.000 Gebäuden der kommunalen und sozialen Infrastruktur liegen große Potenziale für Energieeinsparung, so ein Statement der Bundesregierung. Um das zu heben, sind im ersten Schritt die realen Energiemengen effektiv zu erfassen. Ein vergleichsweise einfaches und kostengünstiges Konzept ist mit passenden Wärmezählern inklusive Fernauslesung zu realisieren. Eine solche Verbrauchsdatenerfassung amortisiert sich oftmals schon dadurch, dass bei der Anmietung kommunaler Gebäude durch private Nutzer Energiekosten exakt berechnet werden können. Abgesehen davon ist durch die gesetzliche Forderung vieler Bundesländer, in den kommunalen Haushalten eine Kosten- und Leistungsrechnung aufzubauen, das Nachrüsten von Verbrauchszählern auf breiter Front unumgänglich. Auf das SHK-Handwerk kommt also auch von dieser Seite in den nächsten Jahren einiges an Arbeit zu …

Weitere Informationen unter:
www.molline.de
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