Die richtige Planung und die Qualität der eingesetzten Produkte und Verfahren sind grundlegend für ein erfolgreiches Sanierungsgeschehen. Weitere entscheidende Bausteine für ein nachhaltiges Instandhaltungsmanagement sind eine kompetente Bauausführung, eine sorgfältige Bauüberwachung und eine lösungsorientierte Kooperation aller Baupartner. Dies ist ein wesentliches Fazit des 19. Deutschen Schlauchlinertags und des 10. Deutschen Reparaturtags, die am 14. und 15. September 2021 im Kongress Palais in Kassel stattfanden. „Einmal mehr ist deutlich geworden, dass unsere Branche Schlüsselkompetenzen zur Verfügung stellt und Innovationspfade beschreitet, die grundlegend sind für einen generationsübergreifenden Erhalt unterirdischer Infrastrukturen“, so das Resümee von Organisator Dr.-Ing. Igor Borovsky, 1. Vorsitzender der Technischen Akademie Hannover e. V. (TAH) und Geschäftsführer des Verbandes Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB). „Was diese Branche leistet, ist nicht nur ein entscheidender Beitrag zur Daseinsvorsorge in unserer Gesellschaft, sondern ebenso zu einem verantwortungsvollen Umwelt- und Gewässerschutz.“

Hybrid war in diesem Jahr nicht nur die bewährte Kombination des Schlauchliner- und Reparaturtages an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Mit gewissenhaftem Blick auf die aktuelle Corona- Situation hatte sich der Veranstalter bereits im Vorfeld dazu entschieden, das spannende Live-Setting aus Kassel auch via Videoschalte zu den akkreditierten Online-Teilnehmern zu streamen. Zudem wurde ein striktes Hygienekonzept erarbeitet und umgesetzt, um die Gesundheit der im Kongress Palais anwesenden Teilnehmer, Referenten und Austeller optimal zu schützen. Hierzu zählten nicht nur die Berücksichtigung der 3G-Regeln, sondern auch das Tragen von Masken in der Ausstellung und ein verantwortungsvolles Netzwerken „auf Abstand“. Für Personen, die nicht geimpft oder genesen waren, standen Testmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung. Organisatorisch optimal vorbereitet, begrüßten Borovsky, Dipl.-Ing. Franz Hoppe, ehemals bei der Hamburger Stadtentwässerung tätig, sowie Dipl.-Ing. Michael Hippe, Vorstandsvorsitzender des VSB, dann mit Startschuss der Veranstaltungen, sowohl die am Dienstag und Mittwoch vor Ort anwesenden Branchenprofis als auch die zahlreichen bundesweit aus dem Büro oder Homeoffice live zugeschalteten Web-Teilnehmer.

„Die positive Resonanz auf das modifizierte Veranstaltungskonzept hat uns sehr gefreut“, unterstreicht Borovsky. „Zum 19. Deutschen Schlauchlinertag konnten wir 240 Personen live in Kassel begrüßen, online waren 80 weitere Personen dabei. Zum 10. Deutschen Reparaturtag waren 185 Teilnehmer in Kassel zugegen, 65 Teilnehmer verfolgten das Reparaturgeschehen am Bildschirm“, so Borovsky. Die gelungene Mischung aus vor Ort geleisteten Diskussionsbeiträgen und den Fragen und Anregungen, die die Moderatoren Hoppe und Hippe aus dem Live-Chat erreichten, hat mehr als deutlich gezeigt, dass auch das „Hybrid-Konzept 2.0“ eine in jeder Beziehung erfolgreiche Punktlandung war.

Schlauchliner – Innovation meets History

Der Blick zurück nach vorn von der Stunde Null des Schlauchliners im Jahr 1971 in London zum aktuellen Wissensstand der Branche war Gegenstand der vier Themenblöcke des unter dem Motto „50 Jahre Schlauchliner“ gefassten 19. Deutschen Schlauchlinertags. Von der „Historie und Zukunft“ (Block 1), über die „Planung und Ausführung“ (Block 2), bis hin zu „Vorführungen, Neuerungen und Praxisbeispielen “ (Block 3) und zur „Technik und Praxis“ (Block 4) blieb für die anwesenden Netzbetreiber, Ingenieure, Anwender und Hersteller kein wichtiges Thema unbehandelt. „Dieses anfangs noch als Korrosionsschutzsocke belächelte Verfahren hat sich zu einem Standardverfahren unserer Branche entwickelt, mit dem nahezu alle Rohre saniert werden können.

Kein anderes Renovierungsverfahren wird häufiger angewendet und hat eine derartige Entwicklung erfahren“, so Hoppe. „Derzeit verfügen wir im Freispiegelbereich noch über die meisten Erfahrungen. Aber auch für die schwierigeren Druckanwendungen und hier für das noch anspruchsvollere Handling in Trinkwassersystemen werden zunehmend Lösungen gefunden“, so Hoppe weiter. Auch das Anwendungsspektrum bei Hausanschlüssen wachse stetig. Dabei seien die verschiedenen Produktvarianten über fünf Dekaden kontinuierlich in enger Abstimmung zwischen Anwendern und Liner-Herstellern verbessert worden. Als Resultat dieser konsequenten Innovationsorientierung handele es sich bei dem Schlauchliner um ein Bauprodukt, das auf der Baustelle in 95 Prozent aller Fälle die versprochenen Materialkennwerte erreicht und ohne Mängel ist.

Auch zur Reparatur ein klares „JA“!

Die richtige Planung, die richtige Technik, die richtige Umsetzung sowie Vorführungen, Neuerungen, Praxisbeispiele aus der Welt der Reparaturverfahren bildeten den inhaltlichen Rahmen des 10. Deutschen Reparaturtags. „Wir werden immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob Reparaturverfahren noch zeitgemäß sind“, führte Hippe in seiner Moderation der Veranstaltung an. Mit Blick auf die Praxis könne für Reparaturverfahren deutlich festgestellt werden, dass sie vollständig die in sie gesetzten technischen Erwartungen erfüllten. „Wenn die eingesetzte Reparatur zum Schadensbild passt, können diese Verfahren die für sie individuell angesetzten Nutzungsdauern klar erfüllen“, so das Resultat der von Hippe geleiteten Podiumsdiskussion. Der Markt stelle aktuell sehr gute Techniken zur Verfügung, die sich kontinuierlich über die Jahre weiterentwickelt hätten.

Auf die richtige Vorbereitung kommt es an

„Gut geplant ist halb repariert“ – auch der Erfolg von Reparaturmaßnahmen steht und fällt mit der Einhaltung der wesentlichen To-dos bei Planung und Arbeitsvorbereitung. Eine sorgfältige Abfluss- und Verkehrslenkung sind Bauherrenaufgabe und unabdingbare Voraussetzung von Arbeitssicherheit und Bauqualität. Zudem gehört die richtige Untergrundbehandlung im Vorfeld der Bauausführung zu den wichtigsten As & Os beim Einsatz vor Ort härtender Materialien. „Jede Verklebung ist nur so stark wie ihr Untergrund“, so Professor Sebastian in seinem Vortrag zum Thema. Dieser müsse fettfrei, staubfrei und trocken sein. Und auch in der Reparatur ist eine sorgfältige Entwurfsplanung diejenige Weiche, die entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg beiträgt.

„Es gehört zu den Pflichten des Auftraggebers, in der Planung genau festzulegen, mit welcher Technik und mit welchem Material eine Schadstelle zu sanieren ist, erläuterte Markus Dohmann M.Eng., Stadt Backnang. Sowohl Spachtel- und Verpressverfahren als auch Injektionsverfahren könnten unter Berücksichtigung der konkreten Rahmenbedingungen ihre individuellen Stärken ausspielen. „Jede Technikgruppe hat in dem für sie passenden Umfang ihre individuelle Anwendungsberechtigung am Markt, wenn sie zum Schadensbild und zur Einbausituation passt“, so Dipl.-Ing. (FH) Michael Voß, Stadtentwässerung Frankfurt am Main.

Ökologisch verantwortungsvoll und intergenerativ handeln

„Mit der Einführung des neuen Haushaltsrechts hat ein Paradigmenwechsel in der Finanzierungs- und Planungspraxis stattgefunden“, führte Vogel im Rahmen des Reparaturtages aus. „Wir adressieren nun eine langfristige Output- Orientierung mit dem Ziel der Herstellung intergenerativer Gerechtigkeit.“ Und somit sei die Verbindung haushaltsrechtlicher Anforderungen mit der Prämisse langfristiger technischer Nutzungsdauern untrennbar gekoppelt mit einer guten Planung. „Die in dem neuen DWA-Arbeitsblatt 143-21 formulierten Planungsanforderungen können und sollten von Kommunen als Spielregeln eines strategischen Netzmanagements genutzt werden“, empfahl Vogel.

Um ein Thema von ebenso großer technischer wie ökologischer Relevanz handelt es sich bei der Reparatur von AZ- Kanalrohren. „Hier müssen sehr schnell Lösungen gesucht werden, bevor die Tür zugeht“, beschrieb Dipl.-Ing. Marcus Peterlik, Güteschutz Kanalbau e. V., ein drängendes Marktproblem. Der genaue Anteil von Asbestzementrohren sei in vielen Kommunen nicht hinlänglich bekannt und ein mancherorts geforderter flächendeckender Rückbau dieser Rohre könnte von den Kommunen kaum wirtschaftlich gestemmt werden. „Zudem stehen nicht genügend Deponiekapazitäten zur Verfügung“, so Peterlik weiter. „Eine Sanierung wäre technisch lösbar, aber das Problem ist hoch politisch.

Weitere Informationen unter:
www.ta-hannover.de
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