Niedersachsens größtes Wohnungsbauprojekt Kronsrode wird zu 70 Prozent mit dem Wandbaustoff Kalksandstein realisiert, die an der Kante zur Hannoveraner Stadtbahn liegenden Gebäude sogar zu 100 Prozent. Mit dem neuen Wohnquartier am Kronsberg im Südosten der Stadt entstehen insgesamt 4.000 Wohneinheiten. Die Lieferung des weißen Steins erfolgt vom nur 50 Kilometer entfernten KS-Original-Werk in Wendeburg. Sowohl beim Abbau der Rohstoffe als auch bei der Herstellung liegt der Fokus auf dem verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen. 

Seit 1970 hat sich die Rohstoffentnahme weltweit verdreifacht. Deutschland liegt dabei mit einem täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 44 Kilogramm im internationalen Vergleich im oberen Bereich. Hauptkonsument ist die Bauindustrie. Auch wenn der Abbau mineralischer Rohstoffe ein Eingriff in die Natur ist, so entstehen dadurch neue Biotope, die andernfalls kaum existieren würden. Zugleich stellt sich die Industrie mit Blick auf die Reduktion des CO2-Ausstoßes mehr und mehr ihrer Verantwortung.

Ressourcen schonen durch Recycling mineralischer Rohstoffe

Für die Herstellung von Beton, Mörtel, Estrich und Baustoffen wie Kalksandstein, Ziegel oder Dämmstoffen werden mineralische Rohstoffe benötigt. Auch mit Blick auf Betonfundamente für Windkraftanlagen und den Quarzsand für die Glasfaser-, Glas-, Computer- und Solaranlagen-Industrie wird klar: Ohne mineralische Rohstoffe läuft es nicht. Ein ausbaufähiges Einsparpotential eröffnet die Nutzung und der Ausbau einer Kreislaufwirtschaft. Hersteller des Markenverbunds KS-Original praktizieren das Recycling mineralischer Rohstoffe innerhalb der Baubranche bereits erfolgreich, z. B. durch die Fertigung von KS-Kreislaufsteinen: Wie die ursprünglichen Kalksandsteine setzt sich dieser aus rein natürlichen Bestandteilen zusammen und ist frei von Schadstoffen. Zusätzlich enthält er 10 bis 15 % recycelte Kalksandsteine und bietet damit die Möglichkeit, rückgebautes Material immer und immer wieder in den Kreislauf zurückzuführen.

Nachhaltige Rohstoffgewinnung

Gesteinsrohstoffe werden in Deutschland laut Deutscher Rohstoffagentur – zeitlich begrenzt – auf 0,005 Prozent der Gesamtfläche gewonnen. Bei Bausand, der in Deutschland laut Bundesanstalt der Geowissenschaften und Rohstoffe nicht als knappes Gut eingestuft ist, und Kies beträgt der Zeitraum etwa 15 bis 20 Jahre. Im Anschluss an die Gewinnung werden diese zuvor land- oder waldwirtschaftlich genutzten Flächen in Zusammenarbeit mit Umweltverbänden renaturiert oder rekultiviert. Trotz der mit der Entnahme verbundenen Eingriffe in die Natur entstehen durch die Rohstoffgewinnung neue Biotope, die andernfalls in kulturwirtschaftlich genutzten Landschaften kaum noch existieren würden. Das zeigen Beobachtungen des Naturschutzbundes Deutschland und der Gesteinsindustrie. Auch zur Sicherung der Artenvielfalt leistet die Rohstoffgewinnung einen wertvollen Beitrag. Ein weiterer Nachhaltigkeitsfaktor ist die Regionalität. „Der Abbau des Rohstoffes Sand findet in nächster Nähe zu vielen unserer zum Markenverbund gehörenden 41 Kalksandsteinwerke statt. Regionalität gehört also definitiv zur unserer DNA. Auch die dadurch resultierenden kurzen Transportwege zu den Baustellen sind nachhaltig“, erklärt Peter Theissing, Geschäftsführer von KS-Original und ergänzt: „Ein weiterer Pluspunkt ist, dass uns die Regionalität unabhängig von internationalen Märkten und globalen Lieferketten macht.“

Im Fall von KS-Original wird der Sand in der Nähe der Produktionsbetriebe, oft sogar direkt auf deren Gelände abgebaut. Foto: Kai Nielsen / KS-Original
Im Fall von KS-Original wird der Sand in der Nähe der Produktionsbetriebe, oft sogar direkt auf deren Gelände abgebaut. Foto: Kai Nielsen / KS-Original

Vom Rohstoff zum Baumaterial

Neun Teile Sand, ein Teil Kalk und etwas Anmachwasser: Das sind die Bestandteile für den weißen Stein, aus dem Niedersachsens größtes Wohnungsbauprojekt Kronsrode entsteht. Die Rezeptur stammt aus dem Jahr 1880. Heute gehört Kalksandstein zu den Marktführern im mehrgeschossigen Wohnungsbau. „Bauen mit Kalksandstein zählt zu den kostengünstigsten Baukonstruktionen, steht aber auch für einfaches Bauen und ist als natürliches Material zeitgemäß. Vor allem die bauphysikalischen Eigenschaften – Tragfähigkeit, Brandschutz und insbesondere auch Schallschutz – als auch die Potenziale im Modulbau sowie seriellen Planungen sind für den Wohnungsbau von großer Bedeutung“, so Theissing.

Sand ist der wichtigste Rohstoff bei der Herstellung von Kalksandstein. Foto: Kai Nielsen / KS-Original
Sand ist der wichtigste Rohstoff bei der Herstellung von Kalksandstein. Foto: Kai Nielsen / KS-Original

Klimaoptimiert bauen mit KS-Original

Das Material überzeugt nicht nur hinsichtlich seiner statischen Eigenschaften, sondern speichert auch dauerhaft pro Tonne Kalksandstein bis zu 50 kg CO2. Foto: Olaf Mahlstedt / KS-Original
Das Material überzeugt nicht nur hinsichtlich seiner statischen Eigenschaften, sondern speichert auch dauerhaft pro Tonne Kalksandstein bis zu 50 kg CO2. Foto: Olaf Mahlstedt / KS-Original

Kalksandstein wird lediglich aus den natürlichen Rohstoffen Sand, Kalk und Wasser hergestellt. Der Produktionsprozess ist energiearm, da die Steine nicht gebrannt, sondern nur unter Wasserdampf gehärtet werden. Der Kalkanteil trägt darüber hinaus zu einem weiteren Effekt während der Nutzungsphase eines Gebäudes bei. Durch natürliche Reaktionen entzieht Kalksandstein CO2 aus der Atmosphäre und speichert es dauerhaft, und zwar bis zu 50 Kilogramm pro Tonne des Materials. Dies entspricht aktuell mehr als 40 Prozent des bei seiner Herstellung entstehenden CO2.

Um den Einfluss der eigenen Industrie auf Umwelt und Klima weiter zu reduzieren, hat der Bundesverband der Kalksandsteinindustrie im September 2021 eine Nachhaltigkeitsstrategie mit zugehöriger Roadmap auf den Weg gebra

cht: Ziel ist die klimaneutrale Produktion bis spätestens 2045 sowie die Erhöhung des Recyclinganteils im Produkt. Neben der CO2-speichernden Funktion des Rohstoffs Kalk soll die vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien aus Windkraft und Photovoltaik die Produktion von Kalksandsteinen noch nachhaltiger machen.

Wie die gesamte Reportageserie „Hinter der Fassade“, die von Kathrin Albrecht, BAUKUNST.PLUS, realisiert wurde, ist auch die dritte Folge unter projekt-weiss.blog abrufbar.

QuelleTitelbild: In Kronsrode kommt überwiegend Kalksandstein von KS-Original zum Einsatz. Foto: Olaf Mahlstedt / KS-Original
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