von Gabriele Matz, Vorstandssprecherin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR)

Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Mobilität haben sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. Um die Verkehrswende weiter voranzutreiben, den Klimaschutz zu fördern und den Mobilitätswünschen der Menschen Rechnung zu tragen, müssen Nahverkehrsakteure diesem Wandel gerecht werden und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für die Zukunft rüsten. Der Nahverkehrsplan 2025 des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Denn in ihm definiert der VRR ganz konkret, wie sich der ÖPNV in seinem Verbundraum kurz- bis langfristig weiterentwickeln muss, um mehr Menschen in Ballungszentren und im ländlichen Raum für den umwelt- und klimafreundlichen ÖPNV zu gewinnen.

Klimaschutz und Mobilitätsbedürfnisse der Kund*innen im Fokus

Einer der wichtigsten Treiber der Verkehrswende ist der Klimaschutz. Klimaschutzgesetze von Bund und Ländern, insbesondere das Bundesklimaschutzgesetz, definieren die Anforderungen, denen ein zukunftsfähiger öffentlicher Verkehr gerecht werden muss – beispielsweise im Hinblick auf einen möglichst geringen CO2-Ausstoß. Doch wie muss sich das öffentliche Mobilitätsangebot weiterentwickeln, um den hohen Klimaschutzanforderungen gerecht zu werden?

Ein attraktiver und zukunftsorientierter ÖPNV muss verstärkt die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen in den Blick nehmen. Denn die Art und Weise, wie Menschen mobil sind, hat sich in den letzten Jahren verändert. Mobilität ist heute flexibler, vielfältiger und verknüpft unterschiedliche Verkehrsmittel zu einer durchgehenden intermodalen Wegekette. Fahrgäste kombinieren immer häufiger den ÖPNV mit Mobilitätsservices wie On-Demand- oder Sharing-Angeboten, aber auch über P+R- und B+R-Angebote mit individuellen Verkehrsmitteln wie dem eigenen Auto oder Fahrrad.

Auch die fortschreitende Digitalisierung von Angeboten und Services spielt für die Bürger*innen eine wichtige Rolle. Denn sie erleichtert ihnen den Zugang zu den verschiedenen Mobilitätsangeboten, nicht zuletzt durch zeitgemäße Tarif- und Vertriebslösungen. Mit eezyNRW gibt es bereits einen einfachen elektronischen Tarif für Gelegenheitskund*innen in NRW. Und auch das DeutschlandTicket ist eine historische Chance, traditionelle Tarifstrukturen im Interesse der Fahrgäste zu vereinfachen und die Digitalisierung des Nahverkehrs weiter voranzutreiben.

Verkehrswende als Kombination aus Antriebs- und Mobilitätswende

Ziel des VRR ist eine erfolgreiche Verkehrswende als Kombination aus Antriebs- und Mobilitätswende. Alternative Antriebe für Busse und SPNV-Fahrzeuge zur Reduzierung von CO2-Emissionen gehören ebenso dazu wie moderne Konzepte zur weiteren Verlagerung von Verkehr auf den Umweltverbund. Wie gestalten wir den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bis zum Jahr 2030/2040? Welche Entwicklungen und Perspektiven gibt es für das landesweite XBus-Netz zur Stärkung des Regionalverkehrs in NRW?

Wie schaffen wir ein attraktiveres ÖPNV-Angebot außerhalb der Ballungsräume in den ländlichen Regionen des VRR-Verbundgebietes? Mit welchen Maßnahmen wirken wir auf eine integrierte Verkehrsgestaltung im ÖPNV hin? Wie stärken wir die intermodale Wegekette im ÖPNV mit den Angeboten der vernetzten Mobilität (P+R und B+R)? Und wie entwickeln wir Tarif, Vertrieb und Marketing weiter, um eine zukunftsfähige und nachhaltige öffentliche Mobilität zu gewährleisten? Fest steht: Um die Verkehrswende weiter voranzutreiben, müssen die Verkehrsleistungen im ÖPNV massiv ausgeweitet werden. Genau hier setzt der VRR-Nahverkehrsplan 2025 an. Er bietet Antworten und Lösungen für die kurz- bis langfristige Planung des ÖPNV-Angebotes mit dem klaren Fokus auf den Klimaschutz bzw. die Verkehrswende und die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen.

Mobilität der Zukunft als Gemeinschaftsaufgabe

Gelingen kann dies nur in Zusammenarbeit mit den kreisfreien Städten und Kreisen als ÖPNV-Aufgabenträger sowie den Verkehrsunternehmen. Deshalb bindet der VRR die Verkehrsplaner*innen frühzeitig in den Fortschreibungsprozess des VRR-Nahverkehrsplans 2025 ein. Ihre Anregungen und Hinweise sind wichtig, um eine integrierte Verkehrsgestaltung zu realisieren und das Leistungsangebot quantitativ und qualitativ weiterzuentwickeln.

Auch der Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur ist für das Gelingen der Verkehrswende von zentraler Bedeutung – insbesondere im SPNV. Denn das Schienennetz ist bereits heute teils mehr als 100 Prozent ausgelastet. Neue Direktverbindungen, dichtere Takte und ausgedehnte Betriebszeiten gelingen folglich nur mit einer leistungsstarken und deutlich ausgeweiteten Infrastruktur.

Schlussendlich steht und fällt der Erfolg der Verkehrswende mit einer verlässlichen Finanzierung des Gesamtsystems ÖPNV. Denn die finanziellen Mittel der Kommunen sind weitestgehend ausgereizt. Um einen metropolengerechten Nahverkehr aufrechterhalten und weiter ausbauen zu können, besteht ein erheblicher Mittelbedarf. Bund und Land sind gefragt, die hierfür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Weitere Informationen unter:
Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR
Augustastr. 1
45879 Gelsenkirchen
www.vrr.de
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