Das Baugebiet „Halde Nord“ ist wohl eines der größten Baugebiete, das in Bayern in den letzten drei Jahren erschlossen wurde. Im Baugebiet sind besondere Maßnahmen bei der Regenwasserbewirtschaftung erforderlich. Der Boden ist für eine komplette Versickerung des Niederschlagswassers nicht geeignet, zudem ist durch die Hanglage eine zentrale Anlage nicht möglich. Eine ausgeklügelte Lösung bot sich mit dem Konzept der Regenwasserbewirtschaftung durch RAUSIKKO- Speichermodule von REHAU als Tiefbeete.

Im Plangebiet sind rund 420 Wohneinheiten vorgesehen. Dabei handelt es sich um Geschoss- wohnungsbau, Reihenhäuser und Einfamilienhäuser. Hinzu kommen zwei Kindergärten und drei öffentliche Spielplätze. Das gesamte Baugebiet umfasst eine Fläche von zirka 100.000 m². Als Naturschutzausgleich werden 80.000 m² Grünfläche neugestaltet. Das vorhandene Cradle to Cradle Gold Zertifikat für das AWADUKT PP Kanalrohrsystem ist zugleich ein handfester Beleg, dass die Nachhaltigkeitsziele im Tiefbau erfüllt sind.

Bewährte Qualität aus einer Hand

Zusätzlich zum Regenwassermanagement wurde auf die bewährte Abwasserkanaltechnik von REHAU gesetzt. Vor dem Beginn der Bauarbeiten im Frühjahr 2023 wurde das Gelände erschlossen. Ein entscheidender Punkt war dabei der verantwortungsvolle Umgang mit dem anfallenden Oberflächenwasser. Dieses wird über den Regenwasserkanal in die nah gelegene Iller über einen Weiher geleitet, der erhalten bleiben soll. Insbesondere durch die Straßenbebauung wird das abfließende Niederschlagswasser verunreinigt und über den Zulauf in die Tiefbeete gereinigt um die notwendige Wasserqualität im Weiher zu gewährleisten.

Seit vielen Jahren vertraut das Kemptener Kommunalunternehmen (KKU) unter anderem auf das REHAU Kanalnetz mit AWADUKT PP und AWASCHACHT PP. Das KKU setzt auf die lange Lebensdauer von mindestens 100 Jahren und das bewährte SL Dichtsystem. Die hervorragende chemische Beständigkeit (pH 1-13), die schnelle Bauabwicklung und das einfache Handling sind ebenfalls von Bedeutung. Ein weiteres Argument für die beiden Kanalrohrsysteme war im Gebiet „Halde“ der Schutz gegen Wurzeleinwuchs. Auf gut 9 Kilometer Länge verlegte die Bauunternehmung Josef Hebel zur Ableitung von Schmutz- und Regenwasser das besonders belastbare Hochlast-Kanalrohrsystem AWADUKT HPP SN16, DN 160-500. Verwendet wurden die orange und blaue Variante – so lassen sich im Trennsystem Fehlanschlüsse sicher vermeiden und die Wartung im laufenden Betrieb wird erleichtert.

Verzögerte Ableitung und Zwischen­speicherung

Versiegelte Flächen sind ein immer größeres Problem, denn sie steigern die Spitzenabflüsse in die Vorflut. In Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Kempten wurde vereinbart, die Abflüsse aus dem Baugebiet soweit wie möglich auf den natürlichen Gebietsabfluss zu begrenzen. Da der anstehende Boden für eine Versickerung ungeeignet ist, wählten Planer und Auftraggeber eine Lösung, bei der eine verzögerte Ableitung, eine Zwischenspeicherung und eine Einleitung in die Vorflut umgesetzt wurden.

Tiefbeete mit vorgefertigten Blockrigolen

Das Baugebiet liegt auf einem Höhenrücken und fällt zum überwiegenden Teil Richtung Iller ab. Durch die Hanglage war der Einsatz einer zentralen Anlage nicht möglich. Daher wurde gemeinsam ein besonderes Konzept für die Regenwasserbewirtschaftung entwickelt und mit Systemlösungen des Herstellers REHAU umgesetzt. Auf dem Areal wurden zahlreiche, lokal angeordnete Tiefbeete mit darunterliegenden Blockrigolen vom Typ RAUSIKKO One realisiert. Die Speichermodule wurden werkseitig gefertigt. Im Vergleich zum sonst üblichen Einschweißen vor Ort hatte dies den Vorteil, dass die Vielzahl an Tiefbeeten als vorgefertigte „Plug & Play“ – Lösung eingebaut werden konnten. Das gilt vor allem für Bauvorhaben mit vielen kleineren Teilrigolen, wie es auf der „Halde Nord“ in Kempten der Fall war.

Das Niederschlagswasser wird in den Tiefbeeten gesammelt, die – aufgrund der Hanglage – schräg angeordnet sind. Der Boden der Tiefbeete ist mit einem Pflanzsubstrat und einer Abdeckung aus Schotter etwa zur Hälfte gefüllt. Ein Großteil des Wassers verdunstet dabei über das Pflanzsubstrat, überschüssiges Regenwasser wird in dem darunter befindlichen RAUSIKKO- One-Modul zwischengespeichert. Gerade durch die Lage im Voralpenraum kommt es bei Kempten immer wieder zu intensiven Starkniederschlägen, die Jahresniederschlagshöhen sind mit rund 1.275 mm in dieser Region im bundesdeutschen Vergleich relativ hoch.

Schutz vor Starkregen

Zusätzliche Speichermodule sorgen nun für eine effiziente Lösung. Durch einen Überlaufschacht gelangt überschüssiges Wasser in ein darunterliegendes Speichermodul. Dieser Speicher besteht aus RAUSIKKO Box-Elementen und bietet einen gedrosselten Ablauf in den Regenwasserkanal. Auf diese Weise kommt es zu einem zeitverzögerten Ablauf mit einer deutlich reduzierten Stärke. An der Oberseite sind die Speichermodule offen, damit kontinuierlich Wasser über das Substrat verdunsten kann. Im Einsatz ist eine Kombination aus RAUSIKKO Boxen H, S, und HC. Dies hat den Vorteil, dass nur ein Kontrollschacht zur Revision des Speicherelements erforderlich ist. Dank eines integrierten Spülkanals bieten die RAUSIKKO Rigolenelemente eine schnelle, kostengünstige Wartung und eine lange Funktionsdauer.

Die RAUSIKKO Box ist beim Hersteller REHAU das zentrale Element der RAUSIKKO Solution. Durch das große Raumvolumen, bis zu 960 Liter Regenwasser pro Kubikmeter lassen sich in den Boxen speichern, ist eine unterirdische, belastbare Zwischenspeicherung möglich. Das Niederschlagswasser wird zwischengespeichert, behandelt und verzögert abgeleitet. Die aus dem Rigolensystem abgeleiteten Spitzenabflüsse liegen dabei in Summe mit 93 l/s deutlich unter 1550 l/s, die bei einer ungedrosselten Ableitung erreicht werden. Die Abflüsse von den Verkehrsflächen werden über die belebte und bewachsene Bodenzone in den Tiefbeeten von Schadstoffen nachhaltig gereinigt und das Oberflächenwasser kann in den vorhandenen Weiher eingeleitet werden.

Im Erschließungsgebiet kamen rund 700 Schächte aus Polypropylen in den Nennweiten DN 800 und DN 1000 und das Anschluss- System AWADUKT Polymer-Connect zum Einsatz. Letzteres wurde für seitliche Anschlüsse in Kanalnetzen entwickelt und sorgt an diesen sensiblen Punkten für dauerhafte Dichtheit. Die Stutzen aus Polypropylen lassen sich auf der Baustelle durch ihr geringes Gewicht und Volumen schnell verarbeiten.

Als Hausanschlussschächte wurden sowohl im Schmutzwasser,- als auch im Regenwasserbereich (Drosselschächte) REHAU PP Schächte verlegt. Darunter waren auch acht smart AWASCHACHT in der Dimension DN 1000, welche als maßgeschneiderte Lösung für große Anschlussdimensionen und komplexe Gerinnegeometrien von REHAU entwickelt wurden und herkömmliche Schächte mit Nennwerten DN 1200 und DN 1500 ersetzten.

Weitere Informationen unter:
www.rehau.com
KD2402081
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