Auch in diesem Jahr wurde das Lindauer Seminar seinem Anspruch gerecht, die perfekte Fachtagung und Austauschplattform zu allen Aspekten des Kanal-Managements zu sein. 29 Referenten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten unter der Leitung von Prof. Max Dohmann, Prof. Wolfgang Günthert, Prof. Karsten Kerres und Prof. Karsten Körkemeyer mit den über 550 Teilnehmern über die Herausforderungen und Lösungsansätze rund um den Kanalbetrieb mit Digitalisierung, Fachkräftemangel, ganzheitliche Instandhaltung, Künstlicher Intelligenz und Klima- Resilienz von Entwässerungssystemen. 77 Aussteller präsentierten ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen in den großzügigen Foyer-Räumen der Lindauer Inselhalle.

Zunächst wurden die aktuellen und zukünftigen wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Vorgaben aus politischer Perspektive aufgezeigt. Prof. Dr. Uli Paetzel, Präsident der DWA widmete sich entsprechend in seinem Vortrag den Notwendigkeiten der Wasserwirtschaft in Krisenzeiten. Dr. Juliane Thimet ergänzte diese Ausführungen und formulierte die Perspektive des Bayerischen Gemeindetags zu aktuellen Finanzierungsfragen der Abwasserentsorgung in Zeiten knapper Kassen. Abgeschlossen wurde der erste Vortragsblock durch Dr. Andreas Rimböck, der vor dem Hintergrund der Generationengerechtigkeit unter anderem betonte, dass die Instandhaltung der Abwasseranlagen als Daueraufgabe zu verstehen sei.

Im folgenden Vortragsblock wurden die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Qualitätssicherung bei der Kanalinstandhaltung dargestellt und verdeutlicht. Konzepte und Kompetenzen bei Auftraggeber und Auftrag- nehmer, sowie auskömmliche Preise sind eine wesentliche Voraussetzung für hochwertige Maßnahmenumsetzungen, so der Tenor der vortragenden Referenten.

Neue technische Möglichkeiten in der Zustands- erfassung und der Digitalisierung bildeten den Rahmen des nächsten Vortragsblocks. Insbesondere wurden in diesem Zusammenhang neue Entwicklungen von Datenaustauschformaten und der Stand des Building Information Modeling (BIM) in der Wasserwirtschaft dargelegt und diskutiert.

Neue Entwicklungen im Kanalbetrieb waren Inhalte des abschließenden Vortragsblocks am ersten Veranstaltungstag. Neben neuen bedarfsgerechten Reinigungs- und Inspektionsstrategien, welche auch die durch die EN 13508-3 geschaffenen Möglichkeiten einbinden, und die daraus ergebenden Konsequenzen für die notwendigen Qualifikationen des Betriebspersonals, wurden dargestellt und intensiv diskutiert. Dabei wurden organisatorische Möglichkeiten und erste Erfahrungen erklärt, die sich für kleinere Kommunen und Gemeinden durch die Gründung gemeinschaftlicher Kommunalunternehmen ergeben.

Schwerpunkte des zweiten Seminartages waren Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) im Kanalbetrieb. Insbesondere wurde der Stand der Forschung bei der Zustandsbeschreibung vorgestellt. Die KI-Systeme sind mittlerweile weit entwickelt und haben bereits eine Praxisreife. Im Weiteren bahnt sich der Einsatz von KI in Zusammenhang mit der strategischen und operativen Sanierungsplanung an.

Im zweiten Vortragsblock am Freitag wurde ein ganzheitlicher Blick auf das Kanalmanagement geworfen und unter anderem die Neuordnung der Umwelttechnischen Berufe vor dem Hintergrund zukünftiger Herausforderungen dargelegt, sowie Perspektiven für die Kanal-Branche in Zeiten des Fachkräftemangels diskutiert.

Zusammenfassend wurden also auch bei dem diesjährigen Lindauer Seminar alle Facetten einer zukunftsfähigen Siedlungsentwässerung aus Sicht der Gesetzgebung, der Betreiber, der Planer, Auftraggeber und der Anwender vorgestellt und von den Teilnehmern angeregt diskutiert. Ein besonderer Dank geht im Namen aller Teilnehmer an die Familien Jöckel und allen Mitarbeitern der Fa. JT-elektronik GmbH für die hervorragende Gestaltung und Organisation des 35. Lindauer Seminars.

Das 36. Lindauer Seminar “Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“ findet am 14. und 15. März 2024 in Lindau statt. Die Organisatoren suchen nach weiteren Referenten, welche die Herausforderungen zu einem Optimieren des Kanalunterhalts darstellen können oder dazu ihre Ideen einem großen Fachpublikum präsentieren. Autor: Prof. Karsten Kerres, FH Aachen

Weitere Informationen unter:
www.jt-elektronik.de
KD2303077
Vorheriger ArtikelCradle to Cradle für den nachhaltigen Tiefbau Kanalrohrsysteme von REHAU glänzen mit Gold
Nächster ArtikelRegenentwässerung am Agaplesion-Krankenhaus in Gießen – Hebeanlage für geregelten Abfluss