Die Arbeit als Politesse, Sozialarbeiter oder Vollzugsbeamter ist nicht immer ungefährlich. Um die eigenen Mitarbeiter besser zu schützen, hat die Gemeinde Neunkirchen deshalb ein neues mobiles Notrufsystem für ihre Mitarbeiter getestet, das auf einer App basiert und optional auch mit einem externen Smart Button für direkte Notrufe erhältlich ist. Die Ergebnisse sind so positiv, dass die Lösung schon bald in anderen Behörden und Gemeinden eingesetzt werden soll.

Sabine Schneider arbeitet als Politesse beim Ordnungsamt in Neunkirchen. Persönlich ist sie bei der Ausübung ihres Berufs noch nie in eine Notlage geraten. Wie ihr Fachbereichsleiter Johannes Schneider weiß sie aber auch, dass es vielerorts in Deutschland immer wieder zu prekären Situationen kommt. Täglich wird in den Medien von Beleidigungen oder Drohungen gegen Behördenmitarbeiter berichtet. Mitunter werden selbst Feuerwehrleute bei Löscheinsätzen behindert oder Polizisten ohne Vorwarnung attackiert.

Damit die eigenen Mitarbeiter im Ernstfall schnell reagieren können, startete die Gemeindeverwaltung in Neunkirchen im vergangenen Sommer die ersten Tests mit einer neuartigen Notruflösung von der COCUS AG. Dabei wurden zunächst die Mitarbeiter des Neunkirchener Rathauses mit einem speziellen Mobiltelefon ausgestattet, die häufig mobil und allein unterwegs sind. Das Handy ist mit der sogenannten HelpMe-App sowie einer Sonderfunktion ausgerüstet.

Die Bedienung des Notrufs erfolgt über eine aktive Taste am Gehäuserand des eingesetzten Smartphones. Selbst bei gesperrtem Handy lassen sich so bis zu drei individuelle Notruf-SMS absetzen. Dabei werden auch die exakten Standortdaten übermittelt. Alternativ kann auch ein separater Smart Button als „Notrufknopf“ genutzt werden, der von COCUS eigens entwickelt wurde und der sich beispielsweise leicht an der Jacke oder Hose anbringen lässt. So ist die HelpMe-Lösung also auch dann einsetzbar, wenn Mitarbeiter bereits ein Diensthandy besitzen, das über keine aktive Taste verfügt.

„Sollte sich einer unserer Mitarbeiter in einer Notsituation befinden, kann er mit der HelpMe-App schnell und unkompliziert Hilfe anfordern“, erklärt Johannes Schneider. Laut Bürgermeister Bernhard Baumann ist es dazu bislang glücklicherweise noch nicht gekommen. „Doch das Handy gibt unseren Mitarbeitern Sicherheit“, erklärt Baumann. Die Tatsache, im Notfall gewappnet zu sein, selbst wenn man nachts allein im Einsatz ist, gibt den Mitarbeitern der Gemeinde ein gutes Gefühl.

Zu den Mitarbeitern, die von der neuen Lösung bereits profitieren, gehört unter anderen Frank Mayenschein, der beruflich häufig in den lokalen Flüchtlingsunterkünften unterwegs ist. „Wenn verschiedene Kulturen und Glaubensrichtungen aufeinandertreffen, kann ich zwar normalerweise deeskalierend eingreifen“, sagt Frank Mayenschein.

„Es ist aber auch schon zu kritischen Situationen gekommen.“ Dass er bei Bedarf nunmehr lediglich einen Knopf drücken müsste, um Unterstützung von einem Kollegen oder der Polizei anzufordern, findet Mayenschein praktisch und unkompliziert.

In Neunkirchen denkt man nach dem erfolgreichen Test bereits über eine Ausweitung der App-basierten Lösung nach – beispielsweise für den stationären Einsatz in Büros wie etwa bei Vollziehungsbeamten oder der Ausgabe der Sozialbezüge. „In unserer Gesellschaft werden behördliche Maßnahmen immer häufiger infrage gestellt oder von einigen Bürgern gar abgelehnt“, sagt Bernhard Baumann. „Und auch die Aggression nimmt zu. Das Rathaus sollte nicht zur Gefahrenzone werden“, betont der Bürgermeister.

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