Beim Neubau oder der Sanierung von Trinkwasser-, Abwasser- oder Gasleitungen sind thermoplastische Werkstoffe häufig besser geeignet als Beton, Steinzeug oder Metall. Für langlebige und wirtschaftliche Leitungen ist jedoch eine effektive Qualitätssicherung auf der Baustelle entscheidend. TÜV SÜD erläutert, wie Kommunen ungeplante Betriebs- und Folgekosten vermeiden.

Ein Großteil der öffentlichen Rohrleitungen in Deutschland ist sanierungsbedürftig. Immer mehr Kommunen erkennen dabei die Vorteile von Kunststoffrohren. Sie werden bereits seit den 1970er Jahren erfolgreich eingesetzt und die erfassten Schadensraten liegen deutlich unter denen von gusseisernen Rohren – auch weil materialbedingte Schäden wie Korrosion, Risse, Wurzeleinwuchs oder undichte Muffen fast vollständig entfallen. Das zeigt auch die Erfahrung der Stadtentwässerung Göttingen, die bis 2010 bereits über 110 Kilometer Kunststoffrohre verlegt hat. Entscheidender Faktor ist die Ausführungsqualität beim Verlegen und Fügen der Rohrteile. Um Undichtigkeiten durch Verlegefehler auszuschließen, empfiehlt sich deshalb ein baubegleitendes Controlling.

Gute Verarbeitung vor Ort gewähr­leisten

In der Industrie werden Kunststoffrohre schon seit Ende der 50er Jahre genutzt. Waren anfangs PVC-Rohre bevorzugt, werden heute, auch im kommunalen Leitungsbau, überwiegend hochdichtes Polyethylen (PE-HD) und Polypropylen (PP) eingesetzt. Die Werkstoffe sind robust, wasserbeständig und langlebig – auch weil sich keine Ablagerungen oder Verkrustungen bilden. Die wichtigste Verbindungstechnik für thermoplastische Rohre und Halbzeuge ist das Schweißen.

Für die fachgemäße Ausführung spielen neben qualifiziertem Fachpersonal auch die äußeren Bedingungen und Baustellengegebenheiten eine wichtige Rolle. Bei Niederschlag oder zu geringen Außentemperaturen muss der Arbeitsbereich eingehaust und gegebenenfalls beheizt werden. Davon abgesehen hängt die Qualität der Schweißnaht jedoch insbesondere von drei Faktoren ab: vom Verfahren, den genutzten Werkzeugen und deren Handhabung.

Diese Faktoren tragen entscheidend zur Dichtigkeit und Langlebigkeit bei und sollten deshalb in jedem Fall stichprobenartig geprüft werden. Die Verfahren und Werkzeuge müssen hochwertig und auf das verwendete Rohrmaterial abgestimmt sein. Bei der Handhabung sind Know-how und die richtige Technik gefragt. Hier kommt es auf Schweißdruck, -temperatur und -geschwindigkeit an.

TÜV SÜD qualifiziert die eingesetzten Werkzeuge und Verfahren. Die Experten vom Institut für Kunststoffe nehmen dazu Schweißmuster vor Ort ab. Sie bewerten die Nähte per Sichtprüfung und durch Laboruntersuchungen. Die Proben entstehen so unter den gleichen Bedingungen und mit den gleichen Maschinen und Halbzeugen. Das hauseigene Labor verfügt über zahlreiche Prüfstände und Untersuchungsmöglichkeiten.

Auch die Rohre selbst werden daraufhin geprüft, ob das Material geeignet ist, die Wanddicke ausreicht und ob sie die Anforderungen an Elastizität, Biegefestigkeit und Kriechneigung erfüllen. Die TÜV SÜD- Sachverständigen kombinieren die Vorteile zerstörender Prüfungen mit denen visueller, zerstörungsfreier Prüfungen, wie etwa Biegeversuche und Spektralanalysen. Die Prüfergebnisse und daraus abgeleitete Maßnahmen werden direkt mit dem Auftraggeber abgestimmt. Das gewährleistet, dass sich die Leitungssysteme langfristig, zuverlässig und wirtschaftlich betreiben lassen.

Arbeitsabläufe und Materialproben kontrollieren

Bei der Sanierung ihres gesamten Abwassersystems beauftragte die hessische Gemeinde Taunusstein TÜV SÜD mit einem umfassenden Qualitätscontrolling. Um Anlieger und den Durchgangsverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, forderte die Gemeinde schnelle und reibungslose Arbeiten. Für die Qualitätskontrolle sollten die Ergebnisse mit den vereinbarten Leistungen verglichen werden.

TÜV SÜD prüfte dazu die Verträge und Ausschreibungen sowie die technische Planung und berücksichtigte dabei auch Bodengutachten. Zudem kontrollierten die Experten die Arbeiten baubegleitend. Die Verlegearbeiten wurden teils in offener Bauweise durchgeführt. Neben der Baustellenorganisation ging es dann vor allem um grundsätzliche Arbeitsschritte wie Aushub, Verbau und Bettung des Grabens, Einbringen und Verbinden der Rohrteile, Verfüllen und Verdichten des Grabens sowie die Dichtheitsprüfung. Die Gemeinde profitiert von Termintreue, geringen Betriebskosten, einer plan- und budgetgerechten Ausführung und einer langen Nutzungsdauer der Leitungen.

Die Autoren: Kay Engel und Frank Griebel arbeiten am Institut für Kunststoffe der TÜV SÜD Industrie Service GmbH. Die Prüfstelle ist u. a. von Organisationen wie der BAM, DIN, DIBt, DVGW, DVS und DAkkS anerkannt.

Weitere Informationen unter:
www.tuev-sued.de/is
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