Bereits seit mehreren Jahren muss bei der Rattenbekämpfung sichergestellt werden, dass es zu keinem Kontakt zwischen Giftköder und Wasser kommt. Dennoch werden Rodentizide vielerorts weiterhin ungeschützt eingesetzt. Um diese Praxis zu beenden, werden Köderschutzboxen nun zur Pflicht. 

Bereits bei der letzten Wiederzulassung von antikoagulanten Rodentiziden (2018/2019) wurde festgelegt, dass die hochgiftigen Köder im Kanal sowie in Wassernähe nicht in Kontakt mit Wasser kommen dürfen. Denn die Wirkstoffe können dauerhaften Schaden in Natur und Umwelt anrichten und sind mitunter nicht nur für Schadnager tödlich.

Wie der Kontakt mit Wasser vermieden werden soll, dazu gab es bislang allerdings keine Vorgaben. Diese Unsicherheit hat teils zu dem Missverständnis geführt, dass die Köder weiterhin ungeschützt in die Kanalisation eingehängt werden können. Wie eine Umfrage des Umweltbundesamts (UBA) zeigt, nutzen weiterhin über 70 Prozent aller Kommunen in Deutschland diese veraltete Methodik. Ohne adäquaten Schutz kommen die Giftköder bei diesem Vorgehen allerdings unweigerlich in Kontakt mit Wasser, etwa bei Starkregen oder Rückstau im Kanal.

Neue Vorschriften sorgen für Klarheit

Obwohl der Gifteintrag in die Umwelt durch die bisherigen Risikominderungsmaßnahmen (RMM) bereits verhindert bzw. minimiert werden sollte, sehen sich die Verantwortlichen nun also gezwungen, die Vorgaben zu konkretisieren. Der Wortlaut der zukünftigen Anwendungsbestimmungen und RMM bezüglich der ordnungsgemäßen Verwendung dieser Biozidprodukte lässt sich bereits auf der Webseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) nachlesen:

  1. Rodentizide mit Antikoagulanzien dürfen innerhalb eines Abstandes von fünf Metern zum Rand von oberirdischen Gewässern (z. B. Flüssen, Kanälen, Bächen, Be- und Entwässerungsgräben, Seen, Teichen) sowie Küsten- und Meeresgewässern nur in manipulationssicheren Köderschutzstationen eingesetzt werden, die den Kontakt der Köder mit dem Wasser während der gesamten Bekämpfungsmaßnahme verhindern.
  2. Rodentizide mit Antikoagulanzien dürfen innerhalb eines Abstandes von fünf Metern zu Wasserableitungssystemen im Außenbereich (z. B. Entwässerungsrinnen, Schachtabdeckungen, Boden- und Straßenabläufe, Versickerungsschächte) nur in manipulationssicheren Köderschutzstationen verwendet werden, die den Kontakt der Köder mit dem Wasser während der gesamten Bekämpfungsmaßnahme verhindern.
  3. Rodentizide mit Antikoagulanzien dürfen in der Kanalisation nur in Köderschutzstationen verwendet werden, die den Kontakt der Köder mit dem (Ab-)Wasser während der gesamten Bekämpfungsmaßnahme verhindern.

[Quelle: https://www.baua.de/DE/Themen/Chemikalien-Biostoffe/Chemikalienrecht/Biozide/Zulassungsverfahren.html]

Diese Vorschriften greifen ab dem 1. Januar 2026. Während der Einsatz von Giftködern im Kanal de facto also bereits heute nicht ohne Hilfsmittel möglich ist, wird in rund einem Jahr auch auf dem Papier eine unmissverständliche Pflicht für den Einsatz von Köderschutzstationen eingeführt.

„Spätestens jetzt sollten sich Kommunen und Betriebe Gedanken machen, wie sie eine umweltfreundliche und effektive Rattenbekämpfung sicherstellen können“, betont Alexander Herrling von der Rockstroh GmbH. „Dabei muss auch darauf geachtet werden, dass die Bekämpfung von Ratten mit Giftködern bereits heute stets anlassbezogen erfolgen muss, was sich beispielsweise mit vernetzten Köderschutzboxen sicherstellen lässt“, so der Experte.

Umgehendes Handeln verhindert Zeitdruck und schont die Umwelt

Wie die aktuelle UBA-Umfrage zeigt, werden bereits in knapp der Hälfte aller Kommunen Köderschutzboxen eingesetzt, wenn auch nicht überall konsequent. Obwohl dadurch die eingesetzte Giftmenge reduziert werden konnte, beläuft sich diese bundesweit immer noch auf etwa 150 Tonnen im Jahr. Wer jetzt handelt und konsequent auf Köderschutzboxen setzt, verhindert also nicht nur unnötigen Zeitdruck vor der Deadline Ende nächsten Jahres, sondern leistet auch schon heute einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt. Denn je nach Modell lässt sich der Gifteinsatz mit Köderschutzboxen um bis zu 97 Prozent reduzieren.

Vorheriger ArtikelMehr Inhalt, mehr Fläche, mehr Business – Wachsende Real Estate Arena bietet noch mehr Chancen
Nächster ArtikelVon Bürgern für Bürger: Sechs Pilotprojekte starten durch