Ein Interview mit Jan Paul, Vizepräsident Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V.

Herr Paul, die forsa Umfrage der Initiative „Grün in die Stadt“ des BGL zeigt, dass es in einigen Städten deutlichen Verbesserungsbedarf beim Thema Stadtgrün gibt. Rund ein Viertel der Kölner und sogar gut ein Drittel der Berliner sind mit dem Pflegezustand ihrer Parks unzufrieden. Was denken Sie über diese Ergebnisse?
Die Ergebnisse bestätigen, dass es mit der Anzahl an Parks in einer Stadt allein nicht getan ist. Nur durch professionelle Pflege und Gestaltung wird ein Besuch dieser Orte für die Bevölkerung erstrebenswert und die wichtige soziale Komponente von Grünflächen ausgeschöpft. Neben der Unzufriedenheit zeigt sich auch eine gewisse Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Politik. Hier fehlt es oft an Ressourcen aber auch an den passenden Informationen über Finanzierungslösungen – gerade bei kleineren Kommunen

München hingegen führt das Zufriedenheitsranking an. 81 Prozent der Münchner lieben ihre Grünflächen. Wie erklären Sie sich, dass die Wahrnehmung zwischen den Metropolen so stark variiert?
Wir sehen hieran, dass Stadtgrün ein kommunales und hoch politisches Thema ist. Der Erhalt und die Pflege von Grünflächen sind in den Kommunen unterschiedlich priorisiert. Und das merken auch die Bürgerinnen und Bürger. Obwohl sich München genau wie andere Großstädte im Sommer aufheizt und besonders dieses Jahr Rekordtemperaturen und Dürregefahr herrschen, profitieren die Menschen in der Isar-Metropole von der intakten grün-blauen Infrastruktur, die ihnen Abkühlung und Erholung bietet.

Was genau können Grünflächen leisten und warum sollten Kommunen mehr in grüne Städte investieren?
Investitionen in Stadtgrün zahlen sich aus – ganz unabhängig von der Größe der Kommune. Die Vorteile sind den meisten bekannt. Gerade nach den Hitzewellen in diesem Jahr sind Themen wie Klima und Wohlergehen der Bevölkerung besonders in Großstädten präsent. Aber auch wirtschaftlich lohnen sich die grünen Investitionen. Denn für Klimaschutz, Reduzierung von Luftverschmutzung, Regenwassermanagement und die Stärkung der Standortfaktoren müssen die Kommunen ohnehin Geld in die Hand nehmen. Qualitativ hochwertige städtische Grünflächen beeinflussen diese Faktoren positiv und schonen damit sogar langfristig die Geldtöpfe der Städte.

Wie unterstützt die Initiative „Grün in die Stadt“ die Entwicklung hin zu mehr Stadtgrün?
Wir wollen die Bedeutung von grüner Stadtentwicklung in Zeiten des Klimawandels aufzeigen und auf das Lösungspotential hinweisen, das eine nachhaltige grün-blaue Infrastruktur bietet. Da Kommunen vor komplexen Aufgaben und großen Investitionen stehen, setzen wir genau hier an: Zusammen mit der Stiftung „Die Grüne Stadt“ unterstützen wir sie dabei, die richtigen Förderprogramme und Finanzierungsmöglichen für ihre Projekte zu finden.

Welche Botschaft möchten Sie kommunalen Entscheidern mit auf den Weg geben?
Die Relevanz und Dringlichkeit zu handeln, ist so deutlich wie nie. Städte heizen sich auf, die Infrastrukturen und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sind gefährdet und immer mehr Menschen zeigen ihren Unmut über die Entwicklung. Gleichzeitig ist die Attraktivität einer Stadt als Wohnort und Wirtschaftsstandort ebenfalls von Grünflächen abhängig. Stadtgrün ist kein Luxus. Es ist essenziell. Finanzielle Förderprogramme stehen bereit – Schützen Sie Ihre Städte mit mehr Grün.

Weitere Informationen unter:
www.gruen-in-die-Stadt.de
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