Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnete im August die Gemeinde Bollewick aus Mecklenburg-Vorpommern als Energie- Kommune des Monats aus. Das Bioenergiedorf zeigt vorbildlich, wie der Wärmebedarf einer Kommune mithilfe von Erneuerbarer Wärme abgedeckt werden kann. „Der Umbau unserer Wärmeversorgung sollte kommunal und erneuerbar sein – Bollewick ist hierfür ein gutes Beispiel“, unterstreicht Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.

Wenn zum Anfang der nächsten Heizperiode drei weitere Nahwärmeanschlüsse realisiert werden, wird es in der 640-Einwohner-Gemeinde Bollewick bereits 60 Hausanschlüsse geben. Dann liegt die Anschlussquote des Nahwärmenetzes auf Basis von Biowärme bei 75 Prozent. Seit 2012 versorgt ein 3.500 Meter langes Nahwärmenetz Privathaushalte, die Feldsteinscheune und kommunale Gebäude mit klimafreundlicher Wärme. Sie stammt aus zwei Biogasanlagen, deren Abwärme (2,1 Millionen Kilowattstunden jährlich) durch das Nahwärmenetz an die Wärmekunden verteilt wird. Die Verteilung der Nahwärme wird mithilfe einer modernen und effizienten Wärmezentrale mit elektronisch geregelten Pumpen und 120 Kilowatt Speicher gesteuert.

„Für uns war das Nahwärmenetz auf Basis von Bioenergie ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit, der gleichzeitig die Wertschöpfung in der Region erhöht“, sagt Bertold Meyer, Bürgermeister der Gemeinde. „Wichtig war und ist uns ein ganzheitlicher Ansatz, der einerseits Einspar-, Erzeugungs- und Abnahmepotenziale vor Ort offenlegt und andererseits die lokale Bevölkerung an dem ökonomischen Nutzen der Projekte teilhaben lässt “, so Meyer.

Die Gemeinde Bollewick liegt idyllisch in der Mecklenburgischen Seenplatte, wenige Kilometer südwestlich der Müritz. Der Name bedeutet mit seinen Bestandteilen „bolle“ für rund und „wick“ für Platz so viel wie Runddorf. Die Aussprache ist für Nicht-Einheimische für’s erste ungewöhlich auf der 2. Silbe: [Bole:wick] Das Gemeindegebiet zwischen Müritz und oberer Elbe ist durch Felder, kleine Wälder und Seen gekennzeichnet. Der 750 Jahre alte Ort beheimatet 640 Bewohner und die größte Feldsteinscheune Deutschlands. In Mecklenburg-Vorpommern haben über 80 Gemeinden einen Gemeinderatsbeschluss gefasst, mit dem Ziel, (Bio)EnergieDorf zu werden. Bollewick hat die Kriterien bereits erfüllt und zentrale Prozesse und Investitionen durchgeführt.

Nahwärme dank Abwärme zweiter Biogasanlage

Schon 2008 fassten die Gemeindevertreter und Bürger von Bollewick den Entschluss, die hiesige Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien umzustellen. Gemeinsam wurde die Idee geboren und dann zusammen mit zwei örtlichen Landwirten und weiteren Vordenkern in der eigens dafür gegründeten ARGE, der Arbeitsgemeinschaft Bioenergie Bollewick, weiterentwickelt, geplant und schließlich umgesetzt.

Im Sommer, also wenn der Wärmebedarf geringer ist, trocknet die Abwärme Gärreste.
Seit 2014 gibt es auch im Ortsteil Kambs ein Nahwärmenetz, das die Abwärme einer Biogasanlage nutzt und so kommunale Gebäude und einen Teil der Wohngebäude klimafreundlich mit Wärme und Warmwasser versorgt.

Weitere Informationen unter:
www.unendlich-viel-energie.de
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