Städte mit ihren Innenstädten stellen seit eh und je offene Treffpunkte des Zusammenlebens, des Dialoges und des Austausches mit anderen Mitmenschen dar. Speziell seit der Phase der Nachkriegszeit haben sich leistungsfähige und moderne Innenstädte mit Einzelhandel und Einkaufszentren entwickelt, die für ein aktives Miteinander von Handel und Bürgerschaft stehen und die zugleich ihren Wert als Ort der Begegnung und der Kommunikation unterstreichen.

Unsere Städte und ihre Strukturen unterliegen aber auch einem zeitlichen Wandel geprägt durch Zeitgeist und baulich gesetzlichen Vorgaben, die eine stetige Anpassung erfordern und für die Ausruhen im Alten mit Stillstand und Niedergang gleichzusetzen ist.

Die von Bürgerinnen und Bürger gefühlte Attraktivität von Innenstädten wird im Wesentlichen auch von der erlebten Sicherheit von Städten und Stadtteilen geprägt.

Besucher von Innenstädten erwarten neue moderne Konzepte von Handel und Geschäftsleuten, die über den Kauf aus dem Internet ein mehr an Anziehungskraft für Besucher verlangen. Mit der Corona-Pandemie und den Auflagen zum eingeschränkten Betreten von Geschäften wurde ein Umdenken-Prozess zur Wieder- und Neunutzung von Ladenlokalen und speziell von großen Kaufhäusern eingeläutet, der z. T. den Niedergang von Kaufhausketten, wie z. B. Kaufhof, Galeria und Karstadt bedingte, zugleich aber Fragen zur Konversion und Umstrukturierung aufbrachte. Flexible neue Nutzungskonzepte für Innenstädte, die eine klimagerechte und attraktive Ausstattung von Geschäftsräumen verbunden mit Gastronomie und Eventscharakter drängen nach vorne und bewirken, dass alte Strukturen hinterfragt und so Platz für eine Erneuerung der Innenstädte geschaffen wird.

Im Zuge der Betrachtung von Innenstädten wird vermehrt auch der Gesichtspunkt der „sicheren Stadt“ hinterfragt. Nicht erst die Krawallereignisse aus der Silvesternacht 2022/23, sondern auch diverse Amok-/Terroranschläge, hier besonders der vom Breitscheidplatz in Berlin (19.12.2016), zeigen die Verletzbarkeit vom öffentlichen städtischen Leben in all seinen Facetten. Die Jahre 2021 und speziell 2022 waren geprägt von Überlegungen zu einem Plus an mehr Schutz von Städten mit Festen, Märkten und Events sowie den freien Plätzen und Verkehrswegen, die neben Handreichungen für Polizei- und Einsatzkräfte („Handreichung Schutz vor Überfahrtaten – ein Leitfaden für Kommunalverantwortliche“) als auch der Veröffentlichung zweiter neuer DIN-Vorschriften vom Bundesministerium des Inneren und für Heimat (hier die DIN SPEC 01414 Teil 1 und Teil 2). Die „Sichere Stadt“ gewinnt an Bedeutung, um wieder als Anziehungs- und Treffpunkt für ein öffentliches Leben zu dienen, bei denen sich Menschen in sicherer Umgebung wohlfühlen können und gefahrloser ihren Alltagsbeschäftigungen nachgehen können.

Das zu diesen Themen konzipierte Seminar stellt sich somit dem aktuellen Fragen an die Sicherheit dieser Raume unter dem Aspekt von Klimaauswirkungen mit verbundenen Umweltgefahren sowie dem veränderten Kauf- und Nutzerverhalten in den letzte fünf Jahren. Es werden neben methodenkundigen Untersuchungen interessante Anwendungsfälle aus Praxisuntersuchungen aufgezeigt, die auf die Belange der Seminarteilnehmer im Detail noch ausgerichtet werden können.

Im Detail behandelt das Seminar im ersten Teil die aktuellen Gefahrenlagen für Städte, die sich aus den Veränderungen des Klimawandels sowie neuen Bedrohungslagen (Terror- und Gewaltdelikte) ergeben. Ergänzend werden auch Frage zur Energie- und Versorgungssicherheit untersucht und erste Lösungsansätze anhand typischer Fallprojekte aufgezeigt.

Im zweiten Teil des Seminars werden Anforderungen an die „Attraktivität“ von Innenstädten als Einkaufs- und Erlebnisbereiche sowie als Kommunikationsflächen zum Leben miteinander aufgeführt. Diese werden unter der Prämisse eines sich seit Jahren abzeichnenden Wandels im Kaufverhalten der Bürger/innen näher analysiert und mit sowohl negativen als auch positiven Fallbeispielen erläutern.

Im dritten und letzten Teil der Veranstaltung werden mögliche übertragbare Musterlösungen für Städte mit Innenstädten vorgestellt und deren Umsetzbarkeit in Form einer Validierung und Authentifizierung überprüft. Diese „Musterlösungen“ wurden in mehreren Seminaren (mit Master- Studierenden) an der Universität Witten/Herdecke von den Lehrbeauftragten Borries und Winkel in Form von Seminararbeiten von größeren und mittleren Städten mit Einkaufsbereichen entwickelt und lassen sich auch auf andere Städte und deren individuelle Strukturen ausrichten. Die Teilnehmer nehmen somit praxisorientierte Lösungsstrategien für ihre individuelle Anwendung mit.

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