Klimaschutz und erneuerbare Energien werden für Kommunen beim Bau und der Sanierung von Gebäuden und der Stadtplanung immer wichtiger. Marina Braun, Expertin des Fachbereichs Erneuerbare Energien bei Burnickl Ingenieure, berichtet über Trends und die Bedeutung von CO2-neutralen Quartieren.


Das Thema nachhaltiges und energiesparendes Bauen wird für Bauverantwortliche immer wichtiger. Was sind aus Ihrer Sicht aktuelle Trends und Entwicklungen in diesem Bereich?

Marina Braun: Städte und Gemeinden streben zunehmend Klimaneutralität an. Bei diesem Ziel erleben wir großes Interesse und eine Dynamik, die vor wenigen Jahren nicht zu erwarten war. Das freut uns und wir sehen in dieser Entwicklung die große Chance, das nachhaltige Bauen voranzubringen. Dazu passt, dass nahezu alle Bauverantwortlichen auf Passiv- und Aktivhäuser setzen und mindestens einen KfW 40 Plus Standard anstreben. Außerdem gibt es neue Zertifizierungen und Gesetze zur Energieeffizienz und erneuerbaren Energien.

In den letzten Jahren sind zudem zahlreiche Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien entstanden. Zum Beispiel die regenerative Kälteerzeugung und kalte Nahwärmnetze.

Ein sehr aktuelles Thema ist die Gestaltung CO2-neutraler Stadtquartiere: Was versteht man darunter genau?
Marina Braun: CO2-neutrale Quartiere sind ein zentrales Zukunftsthema. Es geht dabei um ein CO2-neutrales Gesamtkonzept für größere Areale innerhalb einer Stadt. Dabei kommt es immer auf die Vision der Bauherren an. Es besteht die Möglichkeit der wirklichen CO2- Neutralität zu 50%, 75% und 100% oder auch die Variante, dass verbleibende Emissionen kompensiert werden.

Auch hierzu gibt es eine Vielzahl an Ansätzen. Eine Variante ist die schrittweise Klimaneutralität besonders bei der Sanierung. Beim Neubau werden oftmals verschiedene Baugebiete klimaneutral geplant und bis zum Jahr 2030 oder 2050 hat sich somit ein ganzes Quartier oder Areal klimaneutral entwickelt.

Grundsätzlich spielen bei der Planung solcher Stadtquartiere viele Bereiche eine Rolle: Vor allem Strom, Wärme und E-Mobilität. Die zielgerichtete Energie-Erzeugung mit Hilfe von erneuerbaren Energien wie PV-Anlagen auf Dächern und Flächen oder die Nutzung von Erdwärme kommt in CO2-neutralen Quartieren ebenso zum Tragen wie die Förderung von Gründächern und Grünflächen. Auch Mobilität wird in manchen Konzepten berücksichtigt, die Fortbewegung teilweise nur mit Hilfe von Elektromobilität erlauben und dafür kostenfreie E-Tankstellen bereitstellen.

Sie sind die Leiterin des Fachbereichs Erneuerbare Energien bei Burnickl Ingenieure, womit beschäftigt sich dieser Fachbereich?
Marina Braun: Wir setzen auf einen ganzheitlichen Ansatz bei der Betrachtung der Gebäude- und Quartiersversorgung. Dies beginnt zum Beispiel bei Potenzialanalysen und Machbarkeitsstudien von Energie- und Wärmekonzepten und führt über die komplette Begleitung der Planung und Realisierung von Gebäuden und Quartieren bis hin zur Analyse der umgesetzten Projekte. So sind wir nach der Realisierung Ansprechpartner, um die Konzepte zu validieren.

Aktuell arbeiten wir für öffentliche und private Auftraggeber und realisieren energieeffiziente Gebäude wie Kindergärten, Schulen und Rathäuser, so wie komplette CO2-neutrale Stadtquartiere.

Wie sieht es mit dem wirtschaftlichen Aspekt aus? Ist es für Kommunen auch ökonomisch sinnvoll , CO2-neutrale Quartiere einzurichten oder lohnt es sich in erster Linie für den Klimaschutz?

Marina Braun: Es ist uns bei den Projekten immer wichtig, die wirtschaftlichen Aspekte im Blick zu behalten. Da die Technik sich weiterentwickelt hat und häufig in größeren Stückzahlen produziert wird, sind klimafreundliche Lösungen zum Glück auch wirtschaftlich häufig sinnvoll und realisierbar. Auf erneuerbare Energien zu setzen, lohnt sich oftmals schon heute. Im Hinblick auf zu erwartende Steigerungen bei den Energiekosten in den nächsten Jahren ist ein klimafreundliches Gesamtkonzept meistens auch wirtschaftlich zukunftsweisend.

Hinzu kommt, dass es für energiesparendes Bauen zunehmend Fördermittel gibt. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Fördermittel können ordentliche Summen zusammenkommen, die Bauverantwortliche einsparen können. Hier gibt es einige spezielle Fördertöpfe, die viele Menschen gar nicht kennen. Bei Burnickl Ingenieure beraten wir die Bauverantwortlichen und Fördermittel sind ein Bestandteil des Gesamtkonzeptes.

Welchen Beitrag können CO2-neutrale Bauten und Quartiere Ihrer Meinung nach für die Zukunft leisten?
Marina Braun: Sie tragen erheblich zur Minderung der CO2-Emissionen bei. Etwa 30 Prozent der Emissionen in Deutschland entstehen beim Betrieb von Gebäuden. Wenn wir bedenken, dass die Gebäude, die wir jetzt bauen ca. 50 Jahre und mehr in Betrieb sind, müssen die Weichen heute gestellt werden.

Energie wird in Gebäuden vor allem zur Bereitstellung von Warmwasser und Raumklima benötigt. Der Energieverbrauch hängt insbesondere vom energetischen Zustand des Gebäudes und der Effizienz der Heizung ab. Die Technologien sind vorhanden und werden auch günstiger, es ist nun an der Zeit zeitgemäß, unter Berücksichtigung der CO2-Emissionen, zu bauen.

Weitere Informationen unter:
www.burnickl.com
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