Lauchhammer, 12. September 2023 – Der vom Fachverband Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK) veranstaltete Breitbandkongress wartet erneut mit Rekorden auf: Sowohl bei der Zahl der Teilnehmer als auch den Ausstellern steht am Ende der zweitägigen Veranstaltung im Leipziger H4 Hotel ein Wachstum von jeweils knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit unterstreicht der Kongress seine bedeutende Rolle für mittelständische Telekommunikationsunternehmen als gefragte Plattform für den gegenseitigen Austausch und die Präsentation innovativer Produkte.
Über 400 Besucher informierten sich an den Ständen der 75 ausstellenden Unternehmen über neue Produkte und Dienstleistungen. Sowohl in der Ausstellung als auch in den Vorträgen und Diskussionsrunden des Kongresses drehte sich nahezu alles um den Glasfaserausbau, vor allem um den FTTH-Ausbau, denn auf der Netzebene 4, in den Gebäuden, sind die FRK-Mitglieder bereits seit vielen Jahrzehnten stark aufgestellt.
Aus dieser Position der Stärke heraus forderte etwa Tim Brauckmüller, Geschäftsführer des Projektträgers atene KOM, die anwesenden Netzbetreiber dazu auf, selbstbewusst den Wettbewerb mit der Deutschen Telekom zu suchen. Schließlich sind es die mittelständischen Netzbetreiber, die den langjährigen Kontakt zur Wohnungswirtschaft und zu den Kommunen haben. Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS), ermunterte dazu, auch dann am Ausbau festzuhalten, wenn die Telekom mit Überbau drohe. „Die Kommunen müssen wissen, dass wir diejenigen sind, die tatsächlich ausbauen“, sagte Heer auf dem FRK-Breitbandkongress in Leipzig.
Keynote-Speaker Michael Theurer nimmt sich viel Zeit
Das besondere Highlight war der Besuch des parlamentarischen Staatssekretärs Michael Theurer MdB, Mitglied des FDP-Präsidiums und FDP-Landesvorsitzender Baden-Württemberg. Theurers Keynote wurde zunächst wegen den parallel stattfindenden Beratungen über den Haushalt des Bundesdigital- und -verkehrsministeriums (BMDV) per Videobotschaft eingespielt. Theurer ließ es sich aber nicht nehmen, nach den Beratungen von Berlin nach Leipzig zu kommen. Dort sprach er mehr als zwei Stunden mit den Kongressteilnehmern über die Herausforderungen im Glasfaserausbau. „Das war eine wunderbare Wertschätzung des Mittelstands“, resümierte Heinz-Peter Labonte, Vorsitzender des FRK. „Michael Theurer fand ehrliche Worte und sprach vielen unserer Mitglieder aus dem Herzen.“
Denn eines wurde auf dem Kongress auch klar: Der Gesetzgeber macht es den mittelständischen Netzbetreibern nicht gerade leicht. Deswegen war in den Fachvorträgen neben der Migration von Kupferkoax auf Glasfaser und den Möglichkeiten der Automatisation des Netzbetriebs auch die Abschaffung des Sammelinkassos ein großes Thema. Damit will die Politik erreichen, dass der Glasfaserausbau auf der Netzebene 4 beschleunigt wird. Claus Wedemeier, Leiter des Referats Demografie und Digitalisierung beim GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, warf der Politik allerdings vor, den Glasfaserausbau in den Gebäuden fälschlicherweise als Flaschenhals anzusehen. „Die Glasfaser muss zuerst einmal ans Gebäude herangeführt werden“, erklärte Wedemeier in Leipzig.
Überbau einstellen, zusätzliche Fördergelder vermeiden
Dabei gäbe es zu viele „Homes passed“, wie Frederic Ufer sagte. Der Hauptschuldige dafür ist aus Sicht des Geschäftsführers des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) die Telekom. Sie habe zudem keinerlei Interesse daran, diese „Homes passed“ anzuschließen, da die Haushalte bereits über das Kupfernetz der Telekom versorgt würden. Es ginge ihr lediglich darum, Wettbewerber fernzuhalten. „Diese Strategie der Telekom hat zur Folge, dass mittelständische Betriebe aufgeben müssen und nur attraktive Regionen ausgebaut werden“, erklärte der FRK-Vorsitzende Labonte. „Auf lange Sicht bremst das den Glasfaserausbau und führt dazu, dass in weniger attraktiven Regionen mehr Fördermittel gesteckt werden müssen.“
Als Konsequenz beschlossen die Mitglieder des FRK während ihrer Mitgliederversammlung, sich in der nächsten Telekom-Hauptversammlung als Aktionäre direkt mit den Vertretern des Bundes im Aufsichtsrat auseinandersetzen und Rechenschaft zu fordern, warum sie sich dort nicht gegen die Überbauungsstrategie einsetzen, vorhandene und geplante Glasfasernetze der Wettbewerber und kommunalen Gebietskörperschaften auf der Netzebene 3 zu überbauen. „Damit könnte die Vertreterin des Bundesfinanzministeriums und der Chef der KfW die durch die ‚Rosinenpickerei‘ der Telekom notwendig werdenden zusätzlichen Fördergelder der öffentlichen Hand abwenden“, erklärte der FRK-Vorsitzende Labonte.
Der 27. Breitbandkongress des FRK findet am 11. und 12. September 2024 erneut im H4 Hotel Leipzig statt. Weitere Informationen unter www.breitbandkongress-frk.de.