Der Baurechtsreport des TÜV-Verbands für 2023 zeigt, dass über 70 Prozent aller sicherheitstechnischen Anlagen in Gebäuden Mängel aufweisen. TÜV SÜD hat diese für den anlagentechnischen Brandschutz genauer analysiert und empfiehlt: Kommunale Betreiber sollten verstärkt planungs- und baubegleitende Prüfungen durch unabhängige Dritte nutzten. Und zudem nur qualifizierte Fachkräfte für die fachgerechte Wartung und Instandhaltung. Das minimiert nicht nur die Risiken, sondern senkt auch die Betriebs- und Reparaturkosten.

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Quelle: TÜV SÜD

Bei kommunale Sonderbauten wie Schulen, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen wiesen 27,1 Prozent der 2023 geprüften Brandschutzanlagen „wesentliche Mängel“ und 43,9 Prozent „geringfügige Mängel“ auf. Wesentliche Mängel sind schwerwiegende Defizite, die die Funktion oder Sicherheit der Anlage erheblich beeinträchtigen, wie eine defekte Brandmeldeanlage, die im Notfall nicht auslösen würde. Geringfügige Mängel hingegen sind kleinere Abweichungen, die die Funktionalität der Anlage nicht unmittelbar beeinträchtigen, etwa eine unzureichend gekennzeichnete Fluchttür. Nur 29 Prozent der Anlagen – und damit weniger als ein Drittel – waren mängelfrei. Die Zahlen stammen von einer unabhängigen Statistik des TÜV Verbandes, welche die Ergebnisse der Prüfungen von Sachverständigen der verschiedenen TÜV Häuser zusammenfasst.

TÜV SÜD analysierte über 600 Prüfberichte von Brandmelde- und Alarmierungsanlagen, um die Gründe für die Mängeln an sicherheitstechnischen Anlagen zu hinterfragen.

Vor allem organisatorische statt technischer Mängel

Eine wichtige Erkenntnis der Untersuchung besteht darin, dass die häufigsten Mängel nicht auf technische Defekte, sondern auf organisatorische Probleme wie fehlende Unterlagen oder fehlende Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen zurückzuführen waren. Das betraf beispielsweise Mängel in der technischen Dokumentation oder der fehlenden Anpassung an bauliche Veränderungen. Auch bei Mängeln mit mittlerer Häufigkeit spielten technische Defekte von Komponenten nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen verzeichneten die Prüfberichte viele Mängel bei Brandfallsteuerungen, an Kabel- und Leitungsanlagen und bei der Spannungsversorgung der Anlagen.

Solche Mängel entstehen entweder aus Fehlern bei der Planung und Errichtung oder fehlenden oder nicht fachgerechten Wartung- und Instandhaltung. Vergleichsweise wenig Mängel entfallen auf technische Defekte an Systemkomponenten. Diese werden in modernen Anlagen oft durch automatische Prüfeinrichtungen sowie technische Maßnahmen zur Fehlererkennung diagnostiziert und meist bei regelmäßigen Instandhaltungsintervallen durch qualifizierte Fachfirmen frühzeitig behoben.

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Quelle: TÜV SÜD

Brandfallsteuerungen immer komplexer

Für Planer, Projektierer, Programmierer und die Installateure sind Brandfallsteuerungen eine Herausforderung. Eine Brandfallsteuerung ist ein automatisiertes Steuerungssystem, das im Brandfall sicherheitsrelevante Funktionen auslöst, wie die Aktivierung von Rauchabzügen, das Schließen von Brandschutztüren oder die Freigabe von Fluchtwegen, um Personen und Sachwerte zu schützen. Hier zeigt die Praxis, dass immer mehr Gewerke vernetzt werden und es immer komplexere Steuerszenarien für unterschiedlichen Situationen gibt. Das erschwert die Anforderungsanalyse, weil Vorgaben aus verschiedenen Rechtsgebieten und Regelwerken zu berücksichtigen und in einem gemeinsamen Steuerungskonzept der sicherheitsrelevanten Anlagen abzubilden sind.

Die vernetzten Anlagenfunktionen müssen übergreifend geprüft werden, weil Einzelprüfungen innerhalb der Gewerke anfällig für Lücken sind und bei unzureichender Abstimmung und Koordination ein Sicherheitsrisiko verursachen. Erforderlich sind ein gewerkeübergreifendes Inbetriebnahme-Management und eine separate Prüfung durch unabhängige Sachverständige. Hier sollten neben den baurechtlichen Anforderungen auch weitere sicherheitsrelevante Systemfunktionen als auch Regelwerke wie die Betriebssicherheitsordnung im Blick behalten werden.

Unabhängige Dritte verbessern die Qualität

Kommunale Betreiber, die schon in der Planungs- und Errichtungsphase unabhängige Prüfungen zur Qualitätssicherung vornehmen lassen, profitieren gleich mehrfach: Sie reduzieren nicht nur die Mängelhäufigkeit signifikant, sondern vermeiden zudem kostenintensive Rück- und Umbaumaßnahmen. Sind darüber hinaus eine fachgerechte Wartung und Instandhaltung sichergestellt, verbessert das auch die Effizienz der Brandmeldesysteme. Ein gewerkeübergreifender „Brandschutz-Check“ durch unabhängige Sachverständige ist hier ein wirksames Werkzeug.

Zudem sollten kommunale Betreiber mehr auf moderne Technik mit automatischen Prüfeinrichtungen setzen. Auch hilft eine risikoorientierte Planung der Maßnahmen für die Wartung und Instandhaltung. Hier sollte sichergestellt sein, dass die ausführenden Unternehmen über die nötige fachliche Qualifikation verfügen.

QuelleTitelbild: TÜV SÜD
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