Wohnen wird zunehmend ein teures und knappes Gut. Im Jahr 2022 gaben die knapp 20 Millionen Hauptmieterhaushalte in Deutschland durchschnittlich 27,8 Prozent ihres Einkommens für Miete aus. Bei rund 1,5 Millionen Haushalten lag die Mietbelastung sogar über 50 Prozent. Zeitgleich fehlen – laut einer Anfang 2023 veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Bauforschungsinstitut ARGE – aktuell im gesamten Bundesgebiet rund 700.000 neue Wohnungen. Dieser Rekord-Wohnungsmangel macht auch vor der niedersächsischen Landeshauptstadt nicht Halt. Die Stadt Hannover begegnet diesen Herausforderungen mit dem neuen Quartier Kronsrode, in dem derzeit rund 4.000 Wohneinheiten entstehen.
Parallel zum zunehmenden Wohnungsdefizit hat sich auch die Art des Wohnens verändert. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Wohnraum steigt, vor allem durch die zunehmende Zahl der Singlehaushalte mit durchschnittlich 68 m2, konstant an. Mit einem Flächenanspruch von durchschnittlich 78 m2 führt auch das Wohnverhalten der über 75-Jährigen zu einem stetigen Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs. Würde man den vorhandenen Raum fair(er) verteilen und der Empfehlung einer Pro-Kopf-Flächennutzung von 40 m2 folgen, wäre wahrscheinlich genug Raum für alle da. Doch laut Statistischem Bundesamt haben im Jahr 2021 rund 8,6 Millionen Menschen sogar auf überbelegtem Wohnraum gewohnt. Inzwischen dürfte der Anteil bedingt durch die hohe Zahl geflüchteter Personen noch höher sein.
Der Mensch im Mittelpunkt
„Bei der Entwicklung von Kronsrode haben wir neben der Berücksichtigung grundsätzlicher sozialer und ökologischer Aspekte, darauf geachtet, dass wir ein Quartier für Menschen entwickeln. Mit über 4.000 Wohnungen und Townhouses wird dieses Baugebiet in Hannover maßgeblich dazu beitragen, dass sich der Wohnungsmarkt entspannt“, erklärt Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender der Delta Bau AG und Sprecher der Interessengemeinschaft Kronsrode Mitte (IG Mitte).
Mit Blick auf die soziale Nachhaltigkeit hat die Stadt Hannover die Bau- bzw. Interessensgemeinschaften von Kronsrode dazu verpflichtet, dem geförderten Wohnungsbau einen mindestens 25-prozentigen Anteil an den knapp 4.000 Wohneinheiten zuzuordnen, der sich gleichmäßig in das Gesamtareal einfügt. Zudem wurden bei der Entwicklung des Areals die Bedürfnisse der unterschiedlichen Alters- und Anspruchsgruppen berücksichtigt. „Kronsrode soll für alle Hannoveraner*innen zum Lieblingsort werden“, so Dirk Streicher. „Das Quartier ist eine Blaupause für die Zukunft, weil hier von Anbeginn ein Dialog mit den Bürger*innen im Stadtentwicklungsprozess stattfand. Wir errichten nicht nur Wohnungen und Häuser, es wird auch eine Kita mit Familienzentrum, eine Grundschule und altersgerechten Wohnraum geben.“
Kronsrode – eine 15-Minuten-Stadt?
Ohne das Auto nutzen zu müssen, binnen 15 Minuten alle wichtigen Orte des täglichen Lebens zu erreichen – das ist die Kernidee der 15-Minuten-Stadt. Paris, Oslo, Madrid und auch Städte wie Hamburg und Berlin bauen bereits seit einigen Jahren ihre Stadträume entsprechend um. Kronsrode folgt dieser Idee. Das Wohnquartier ist so geplant, dass sich rund um den Iris-Runge-Platz und angrenzend an die Stadtbahn-Haltestelle Expo-Ost der komplette Einzelhandel mit Lebensmittelgeschäften sowie Ärzten befindet. Auch Arbeitsplätze, Kindergärten, Schulen und Erholungsräume liegen in einem Radius von drei bis vier Kilometern mit dem Rad oder ein bis anderthalb Kilometer zu Fuß. Selbst das Krankenhaus in Laatzen ist binnen 13 Minuten vom zentralen Stadtplatz aus mit dem Rad zu erreichen.
Gemeinschaftlich Preissteigerungen entgegenwirken
Noch vor dem ersten Spatenstich wurde das Quartier mit zwei Stadtbahn-Haltestellen an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Dadurch profitiert das Areal von Beginn an von bestehender Infrastruktur. Mit einem weiteren Clou begegnete man der aktuellen Preissteigerung: Mit DELTA BAU, Grundlach, hanova, KSG HANNOVER, meravis und spar+bau organisieren sich sechs Immobilienunternehmen in der IG Mitte. Gemeinsam im Verbund gelang eine kostengünstigere Erschließung und Ausführung des Areals. Die für jedes Baufeld gemeinschaftlich ausgelobten Architektenwettbewerbe haben zudem die gestalterische Qualität des Quartiers gesteigert.
Nachhaltig, regional und ökologisch bauen
Gebaut wird in Kronsrode vorwiegend mit Kalksandstein von KS-Original. Insbesondere wegen des hohen baulichen Schallschutzes werden die Gebäude durchschnittlich zu 70 Prozent mit dem Wandbaustoff realisiert, an der Kante zu Stadtbahn und Industriegebiet sogar zu 100 Prozent. Der Bauunternehmer Dieter Schwarze schätzt an dem weißen Stein neben dessen Einfachheit vor allem seine Regionalität: „Wir haben kurze Lieferwege und damit kurze Lieferzeiten, wir kennen die Produzenten und – gerade heute besonders wichtig – schätzen die Tatsache, dass durch die kurzen Transportwege weniger CO2 emittiert wird.“